Der Opferbrunnen:

In Chichen Itza gibt es abseits von den eigentlichen Zeremonienstätten gelegen, einen natürlichen Brunnen, wie es sie zigfach auf Yucatan gibt.

Opferbrunnen in Chichen Itza

 

Doch hat dieser Cenote einige Besonderheiten. Er hat einen Durchmesser von ca. 20 m und in ca. 10m Tiefe liegt der Wasserspiegel. Das Wasser ist etwa 10 m tief. Auf dem Grund dieses Cenotes fanden Taucher menschliche Gebeine und Schmuckstücke. Diese Tatsache weist ebenfalls auf Opferungen hin. Auch über dieses Ritual gibt es abweichende Theorien:

1. Es wurden Jungfrauen von einer Plattform am oberen Rand des Cenotes in die Tiefe gestoßen.

Da die Cenotes ihre Wasservorräte ausschließlich aus Regenfällen bezogen, nimmt man an, daß man die Jungfrauen dem Regengott Chac opferte.

2. Es wurden Jünglinge geopfert, indem man sie mit auf dem Rücken gefesselten Händen in den Brunnen stieß. Gelang es einem Opfer, sich der Fesseln zu entledigen und die zerklüftete Brunnenwand wieder emporzuklettern, so wurde er erneut hineingestoßen.


Das Verhälnis zum Tod:

Das Leben war für die Maya´s der lange, beschwerliche Weg von Osten nach Westen. Das Leben beginnt im Osten! Deshalb finden wir an der Ostküste Yucatans auf der Insel Cozumel besonders viele Schreine, die der Mondgöttin Ix- Chel zu Ehren errichtet wurden. Ix- Chel war die Göttin der Fruchtbarkeit und der Erotik. Sie hieß Mondgöttin, weil die Menstruation der Frauen sich nach dem Lauf des Mondes richtet.

Auf dem Festland finden wir genau in Ost-West- Richtung angelegt, die Stadt der Priester: Tulum (übersetzt heißt das: dort von der Erde).

Am prunkvollsten, am höchsten und am weitesten nach Osten, nämlich genau an der karibischen Steilküste, liegt das Schloß des obersten Priesters.

Der Blick von dort auf das türkisblaue Meer war mit Sicherheit nicht nur für mich ein unvergessliches Erlebnis- sondern auch die Hohepriester wußten ihn bereits zu schätzen.

Dort soll auch das Kuxan sum ( das lebende Seil oder auch Nabelschnur ) aufbewahrt werden.

Auf die Isla Mujeres, eine Insel an der Nordostküste Yucatans, so erzählte es mir ein Eingeborener, wurden die schwangeren Majafrauen zur Entbindung gebracht und in Xcaret, ebenfalls an der Ostküste Yucatans gelegen, befand sich der einzigste Kurort der postklassischen Periode.

Genau entgegengesetzt, an der Nordwestküste Campeches, befindet sich die Toteninsel der Maya mit Namen Jaina. Dort wurde eine Vielzahl von Gräbern gefunden, deren Inhalt darauf schließen läßt, daß überwiegend die Toten der Priesterkaste dort begraben wurden. Die Insel verfügt über nur wenige Bauwerke.

Leider ist diese Insel auf kaum einer Landkarte eingetragen und um sie betreten zu dürfen, benötigt man eine staatliche Genehmigung.

Wie in allen anderen Kulturen der Welt ist die symbolische Farbe des Todes "schwarz", was in der Mayasprache "ek" heißt. Die Maya´s übertrugen diese Farbe auch symbolisch auf die Himmelsrichtung Westen. Den Gegensatz dazu bildet der Osten, dem die Farbe rot,"chak", zugeordnet wurde. Die Farben sind besonders behilflich bei der Interpretation der Bedeutung von Bauwerken. So findet man gerade in Tulum zahlreich Überreste von roter Farbe an den Außenwänden der Gebäude. Auch in Chichen Itza weisen zwei Gebäude Überreste roter Farbe auf:

das Nonnenkloster und der Tempel des Regengottes "Chak".

Regen war für die Maya´s etwas Göttliches, denn er brachte Fruchtbarkeit für den Boden und somit Wachstum für ihr Grundnahrungsmittel, dem Mais.

Doch zurück zum Thema:

Der Tod war für die Maya´s keineswegs angsteinflößend, denn sie hofften, nach ihrem Tod in ein neues, besseres Leben hinüberzuwechseln.

Es war also reine Ehrensache, zum Ballspiel und somit zur Opferung bestimmt zu sein.

In einem Brauch, der auch heute noch von den Maya´s zelebriert wird, zeigt sich die Einstellung zum Tod ganz deutlich:

Jedes Jahr, am 2. November (Allerseelen), versammeln sich die Familienmitglieder auf der Grabstelle ihrer toten Verwandten und feiern ein rauschendes Fest. Der Alkohol fließt in Strömen und es wird gesungen, getanzt und gelacht.

Den Verstorbenen stellt man ebenfalls Nahrungsmittel als Gaben auf das Grab. Dieses Fest dauert in der Regel zwei Tage .


Chichen Itza

Kukulkan-Pyramide in Chichen Itza

 

Zeittafel:

800- 1168 n. Chr. Herrschaft der chichimekischen Tolteken im Hochtal von Mexiko.

856 Gründung ihrer Hauptstadt Tollan ( heute: Tula )

um 1000 Sturz ihres Priesterkönigs Ce acatl Quetzalcoatl **

Sein Name im Popol Vuh war Nacxit

Auswanderung eines Teiles der Tolteken nach Yucatan . Dort unterwarfen die Tolteken die Mayas,was durch die sich von den älteren Mayastätten unterscheidende Architektur in Chichen Itza* nur zu deutlich belegen läßt. Chichen Itza ( übersetzt:am Brunnen der Itza ) ist in zwei architektonisch unterschiedliche Teile geteilt:

Das alte Chichen mit dem mayatypischen Baustil ( Observatorium, Nonnenkloster und Kirche).

Das neue Chichen ist entstanden unter dem toltekischen Einfluß ( Pyramide des Kukulkan, Tempel d. 1000 Säulen, Ballspielplatz, div. Opferplattformen).

Kukulkan ist die yukatekische Übersetzung des aus dem Nahua stammendenWortes Quetzalcoatl.

Ebenfalls zwangen die Tolteken den Maya den Brauch der Menschenopfer auf.

Kirche von Chichen ItzaTsompantli- Die Opfer und Tanzplattform

Die Totenköpfe, die sich an allen vier Seiten der Plattform befinden, sind ein weiteres Indiz für Menschenopferungen.Der Tsompantli liegt in Chichen Itza in der Mitte des Dreiecks von Kukulkan-Pyramide, Ballspielplatz und Eingang der Sacbe zum Opferbrunnen (rechtes Foto).

 

Fast alle Gebäude des neuen Chichen sind verziert mit dem Quetzalcoatl.

Quetzalcoatl = gefiederte, fliegende Schlange

Der Kopf der gefiederten Schlange

Nach der Blattsammlung der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz , Berlin, Blatt 021/ 2, ist das Symbol des Quetzalcoatls rein toltekischen Ursprungs und müßte, so diese Behauptung richtig ist, erstmals nach 1000 n. Chr. auf der Halbinsel Yucatan erscheinen.

Andererseits ist der Quetzal eine in ganz Mesoamerika beheimatete Vogelart und zudem derName der heutigen Landeswährung Guatemalas.

*Die Itza waren ein altes Maya- Geschlecht, das sich während der spanischen Eroberung Yucatans 1541 durch Montejo seine Unabhängigkeit bis 1697 bewahren konnte, indem es sich auf eine Insel im Peten- See (heutiges Guatemala- Gebiet) zurückzog .

** Der Priesterkönig soll sich vor den Augen seiner Gefolgschaft selbst angezündet und verbrannt haben. In seinen letzten Worten deutete er seine Wiederkehr an. Diese Begebenheit könnte der Grund sein, weshalb die spanischen Eroberer bei ihrer Landung an der Küste Yukatans von den Einheimischen zuerst freudig aufgenommen wurden!


Chichen Itza ist als Stätte des Weltkulturerbes international anerkannt und somit stehen dieser archäologischen Stätte Gelder zur weiteren Restauration zur Verfügung. Wie wir selbst beobachten konnten, werden hier Ausgrabungen und Restaurationen mit äußerster Sorgfalt vorgenommen.

Teilweise werden die freigelegten Bauwerke total abgetragen. Jeder Stein wird nummeriert, katalogistert und mit Hand gereinigt. Erst dann wird das Bauwerk wieder Stein für Stein aufgebaut.

Durch die Reinigung erstrahlen diese Gebäude dann in hellem Glanz und heben sich von den früher Restaurierten deutlich ab. Die zwei unteren Fotos dokumentieren, wieviel Arbeit in solch einem Vorhaben stecken muß. Das linke Foto nahm ich 1991 auf, wohlwissend, daß sich unter diesem Haufen von Geröll und Buschwerk eine Pyramide verbergen mußte. Meine Theorie bestätigt das rechte Foto, welches ich 1997 aufnahm.Die Archäologen nannten dieses Bauwerk "Tempel der langen Tische".

Tempel der langen Tische 1991 Tempel der langen Tische 1997


Das Leben der Maya